Ursprünge und Entwicklung
Elementare Tanz, der zu den abstrakten Tanzkünsten zählt, wurde von der Tänzerin, Choreographin und Pädagogin MAJA LEX in mehr als 40 Jahren pädagogischer Tätigkeit entwickelt. Seine Geburtsstätte war die Günther-Schule in München, wo Maja Lex nach ihrer Ausbildung 1927 als Hauptlehrkraft für die Fächer „Musikalisch-rhythmische Körperbildung“ und „Moderner künstlerischer Tanz“ tätig wurde.
Genauso wie Carl Orff, der ebenfalls an der Günther-Schule lehrte, bekam sie freie Hand, einen Weg zu suchen, der zu lebendiger, freier Bewegung und zum Tanz führen sollte, wie sie ihn ahnte und fühlte, und der einmal zum Elementaren Tanz werden sollte. Was Maja Lex anstrebte, war die reine Bewegung. Alles Pantomimische, Groteske besaßen für sie nie Anziehungskraft.
Maja Lex – Durchbruch und Wandel
Der große Durchbruch gelang Maja Lex mit der Teilnahme am III. Deutschen Tänzerkongress 1930 in München. Die dort uraufgeführte „Barbarische Suite“ nach der Musik von Gunild Keetman, eine hochbegabte Mitarbeiterin Carl Orffs, wurde ein so großer Erfolg, dass Tourneen die „Tanzgruppe Günther“ ins In- und Ausland führten. Italienische und französische Preise und Auszeichnungen belohnten die harte Arbeit.
Diese erste Schaffensperiode fand durch den 2. Weltkrieg ein jähes Ende: die Münchner Günther-Schule wurde 1944 vom Gauleiter Bayerns geschlossen und fiel während der großen Angriffe einem Brand zum Opfer.
1947 emigrierte Maja Lex zusammen mit Dorothee Günther nach Rom. Doch schon nach 6 Jahren (im Gegensatz zu D. Günther, die 20 Jahre blieb) verließ sie Rom, um einer Berufung an die Deutsche Sporthochschule Köln als Lehrkraft für „Rhythmische Bewegungsbildung“ nachzukommen. Dort sollte ihr Werk also eine Fortsetzung und Weiterentwicklung erfahren. Bald schon richtete sie das Sonderfach „Moderner künstlerischer Tanz“, das später in „Elementarer Tanz“ umbenannt wurde, ein.
1966 begegnete sie Graziela Padilla (Buenos Aires, Argentinien), die ein Stipendium für ihre Weiterbildung in Europa bekommen hatte. Maja Lex erkannte schnell das große Talent von Graziela Padilla, so dass sie bald zur engsten Mitarbeiterin heranwuchs und seit 1976 den Elementaren Tanz und seine Weiterentwicklung selbstverantwortlich übernahm.
Der Elementare Tanz wurde 2015 von der Deutschen UNESCO Kommission zum Immateriellen Kulturellen Erbe ernannt.
Meine Begegnung mit dem Elementaren Tanz
Als ich selbst 1986 an die Deutsche Sporthochschule Köln kam, war Maja Lex gerade verstorben. Kurze Zeit später nahm ich die Ausbildung im Elementaren Tanz bei Graziela Padilla auf. Es waren harte Lehr- und Lernjahre, schon deshalb, weil ich verschiedene tänzerische Erfahrungen vor allem in den Bereichen Klassisches Ballett und Jazz Dance mitbrachte. Viel schöpferisches Potential lag unter dem konventionell geprägten Tanzstil verschüttet. Es war, als ob ich das Tanzen von Neuem nochmals lernen müsste. Doch eröffnete mir dieser Weg ungeahnte Möglichkeiten meines tänzerischen Ausdrucks.
In Ensembles und als Choreographin
1990-1992 war ich Tänzerin und Choreographin beim „Padilla Tanzensemble Köln“, mit dem ich in Zusammenarbeit mit zwei KollegInnen den 1. Preis beim 4. Choreographie Wettbewerb 1991 „KHOREIA“ in Thionville, Frankreich, erhielt. Aus diesem Ensemble ging 1992 eine weitere Elementare Tanzgruppe hervor: „Terza E Uno“, zu deren Gründungsmitglied ich ebenfalls zähle. Auftritte führten uns nach Essen, Gelsenkirchen, Münster, Hamburg,
Paris usw.
Parallel zu der künstlerischen Tätigkeit, sammelte ich vielfältige Erfahrungen im pädagogischen Bereich. Ein wichtiges Forum dafür bot die „Pädagogische Werkstatt Maja Lex“ unter der Leitung von Graziela Padilla. Sie ermöglichte auch noch nach abgeschlossener Fachausbildung eine Vertiefung ins pädagogische Handwerk des Elementaren Tanzes. Ich unterrichtete ehemalige AbsolventInnen, StudentInnen höheren Fachsemesters und begann Lehrgänge in Köln, Basel (CH) und Pfronten (Allgäu) zu halten.
Seit 1996 unterrichte ich hauptsächlich an der Tanz- und Theaterwerkstatt in Ludwigsburg und seit 2005 auch im Raum Calw.
Mein Unterricht
In meinem Unterricht lege ich besonderen Wert auf Klarheit in der Bewegung, rhythmische Vielfalt, Raumbewusstsein, Körperbildung und auf das Bewahren individueller Spielräume. Nicht zuletzt bildet das Wissen um den eigenen Körper, um dessen Funktionen und Bewegungsmöglichkeiten die Grundlage für tänzerische Ausdrucksqualitäten. Je besser ein Instrument gestimmt ist, desto klarer und feiner ist seine Aussage.
Die Aufgabenstellungen bewegen sich von mehr oder weniger bis ganz festgelegten Bewegungsaufgaben, zu denen es entsprechend vielfältige bis nur eine Lösung gibt. Es gilt also zum einen individuelle Lösungen zu finden, wie es zum anderen erforderlich sein wird, sich in die Gruppe einzufügen und sich eine bestimmte Lösungsmöglichkeit anzueignen. Indem sich der/die TeilnehmerIn kreativ mit den Elementen des Tanzes – Raum, Rhythmus, Dynamik, Form – auseinandersetzt, erfährt sie ihr ureigenstes Tänzerpotential, das ihr unendliche Möglichkeiten an persönlicher tänzerischer Entfaltung eröffnet.