Release Technik
Im Zeitgenössischen Tanz gibt es viele verschiedene Ausprägungen/Stile, Konzepte und Erscheinungsformen. Einige davon finde ich sehr faszinierend, sprechen sie mir doch aus meiner Tänzerseele.
Das Techniktraining – speziell die Release-Technik wie sie Marta Coronado von der Company ROSAS, Anne Teresa de Keersmaker, unterrichtet wird, hat es mir besonders angetan. Die Technik arbeitet mit dem natürlichen Gebrauch physikalischer Bewegungsgesetze, so dass man dabei oft einen sog. FLOW erlebt.
Der Körper wird durchlässiger und beweglicher, das Körperbewusstsein wird geschärft durch versch. Methoden des Body-Awareness (Nachspüren, passive Entspannung, Partner-Hand-ons etc.).
Man lernt
- sich mit weniger Krafteinsatz effektiv zu bewegen
- Sich entlang der Vertikal-Achse aufzurichten
- Die Schwerkraft zu nutzen
Dabei kommuniziert man immer wieder nonverbal mit anderen Mittanzenden, tanzt in Paaren, in kleinen Gruppen oder in Bezug zur ganzen Gruppe. Nach der Bewegungsphase tauscht man sich verbal aus, um das Erlebte in Worte zu fassen, anderen zu zu hören und so mehr über sich selbst und das Tanzen zu erfahren.
Partnering
Fertigkeiten bzw. Tools des Partnerings wie sie Rasmus Ölme, Iñaki Azpillaga und Laura Aris, assoziiert mit der Company ULTIMA VEZ von Wim Vandekeybus, lehren, bringen eine theatralische und bis zuweilen dramatische Dynamik ins Tanzgeschehen, das dadurch eine emotionale Dimension erhält.
Improvisation
Improvisation im Zeitgenössischen Tanz baut sich auf den Ideen und Prinzipien wie ich sie beim Elementaren Tanz gelernt habe auf. Dazu mehr lesen…
„Den zeitgenössischen Tanz charakterisieren Diffusionen heterogener Tanzstile und choreographischer Verfahren. Bislang getrennte Entwicklungslinien und Sparten im Tanz (z.B. klassischer Tanz, moderner Tanz, Postmodern Dance, Tanztheater) verästeln sich und assimilieren sich multidisziplinär. Der zeitgenössische Tanz entzieht sich deshalb einer kategorisierenden und historisch eindeutigen Einordnung. Er äußert vielmehr eine Haltung zur Bewegung, die den kontinuierlichen Wandel von Form und Denken als sein eigentliches Wesen begreift. Aus dieser Haltung resultiert
ein äußerst hybrides und sich beständig veränderndes Erscheinungsbild des zeitgenössischen Tanzes.“
(S. Dahms: Tanz, S. 181)
Zeitgenössischer Bühnentanz
Im Zeitgenössischen Bühnentanz zeigt sich häufig eine kollaborierende Form des Tanzes mit anderen Künsten, wie Bildende Kunst, Oper, Literatur etc. Kennzeichnend ist die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen interaktiven Potenzial der neuen Technologien.
Diese Erweiterung über den Tanz hinaus, finde ich für meine eigene künstlerische Tätigkeit sehr spannend. So setzte ich mich mit z.B. Gedichten von Ernst Jandl und Eduard Mörike auseinander, tanzte in Seilen hängend, um die Enge Mörikes Lebens spürbar werden zu lassen oder um als Orpheus ebenfalls in Seilen hängend mich zu meiner Eurydike an der Hausfassade empor zu tanzen. Mein Tanz kann in allen möglichen Räumen und Orten stattfinden. Ich bin auf der Suche nach den raumimmanenten Themen, um dafür einen tänzerischen Ausdruck zu entwickeln. Spannend und horizonterweiternd!